SEEA steht für System of Environmental Economic Accounting und ist ein umfassender Rechnungslegungsrahmen, der ökonomische Aspekte um ökologische Komponenten erweitert. Er wurde von einem internationalen Zusammenschluss wichtiger Organisationen wie der UN und der europäischen Kommission entwickelt, um die wechselseitigen Beziehungen zwischen Wirtschaft und Natur zu erfassen und erkennt damit an, dass neue Herausforderungen neue Werkzeuge brauchen.
Anders als das Bruttoinlandsprodukt, das lediglich Materialflüsse berücksichtigt und dabei keine Abschreibung natürlicher Ressourcen vornimmt, berücksichtigt SEEA sowohl Materialflüsse als auch -bestände. Wenn Wälder abgeholzt und Meere leergefischt werden, erfasst das BIP lediglich die damit erzielten Gewinne, nicht aber die qualitative und quantitative Verringerung der Bestände. Wenn wir die Folgen von Ölkrisen beseitigen und Pflanzen künstlich bestäuben müssen, generiert auch das Zahlungsströme, erhöht das BIP und wir sprechen fälschlicherweise von Fortschritt. Dies versucht SEEA zu korrigieren, indem beispielsweise zu den Gewinnen eines Textilunternehmens nicht nur die zugehörigen Materialkosten, sondern auch Kosten für die Verunreinigung von Frischwasser durch den Einsatz von Chemikalien erfasst werden.
Initiiert wurde SEEA bereits 1992 auf dem Earth Summit in Rio und wird seither fortlaufend erweitert und ergänzt. So soll demnächst ein Vorschlag gemacht werden, wie das deutlich umfangreichere Experimental Ecosystem Accounting, das zusätzlich auch Wechselwirkungen innerhalb von Ökosystemen berücksichtigt, die keine direkte Beziehung zu wirtschaftlichen Aktivitäten haben, standardisiert und in die Bilanzierung eingebaut werden kann.
SEEA berücksichtigt, dass die Wirtschaft nicht isoliert existieren kann, sondern Auswirkungen auf die Umwelt hat und von deren Intaktheit abhängt. Damit ist SEEA trotz oder gerade aufgrund seiner Komplexität eine erstrebenswerte Weiterentwicklung klassischer Rechnungslegung.
Haben Sie schon einmal von SEEA gehört? Und könnten Sie sich vorstellen, eine solche Rechnungslegung in Ihrem Unternehmen anzuwenden?