Klima muss sich lohnen

Wir möchten hier einige Gedanken unseres Fairantworters Hendrik Lambrecht zum Buch „Klima muss sich lohnen“ von Achim Wambach teilen.

PV-Anlagen leisten keinen Beitrag zum Klimaschutz! Innereuropäische Flüge haben keine klimaschädigende Wirkung! Das zumindest behauptet der derzeitige Präsident des ZEW Achim Wambach.

Sein Argument: das europäische Emissionshandels-System (EU-EHS). Auf dem Zertifikate-Markt müssen Energieerzeuger, energieintensive Industrien sowie Fluggesellschaften für jede Tonne emittierten CO2s Zertifikate erwerben. Wird an einer Stelle innerhalb dieses Marktes CO2 eingespart, werden Zertifikate frei. Aufgrund der hohen Nachfrage (positiver Zertifikatepreis) werden diese aber sofort von einem anderen Marktteilnehmer übernommen, der dann die entsprechende CO2-Menge emittiert. Wambach nennt das den „Wasserbetteffekt“. Also scheint es zu stimmen: PV-Anlagen entlasten zwar die Klima-Bilanz eines Unternehmens oder einer Gemeinde. Sie reduzieren aber nicht zwangsläufig die Gesamtemissionen auf EU-Ebene.

Die Behauptung, dass PV-Anlagen nichts fürs Klima bringen, ist zumindest fragwürdig: Bei strikter Einhaltung des von der EU beschlossenen Reduktionspfades der ausgegebenen Zertifikatemengen um jährlich ca. 4%, werden Energiepreise irgendwann so stark steigen, dass der „Cap“ unter dem dann entstehenden politischen Druck entschärft wird. Die Aussetzung von Preissteigerungen im bundesdeutschen Emissionshandel infolge der drastischen Gaspreissteigerungen zurzeit machen es vor. Anders ausgedrückt: Eine heute gebaute Photovoltaik-Anlage kann dazu beitragen, die CO2-Emissionen morgen zu senken.

Und die Flüge? Tatsächlich ändern innereuropäische Flüge die CO2-Bilanz der EU nicht. Dafür sorgt der Emissionshandel. Wohl aber den effektiven Klimaantrieb. Und nur darauf kommt es an! Aktuelle Studien zeigen, dass nur ein Drittel der Klimawirkung des Luftverkehrs auf CO2-Emissionen zurückzuführen ist. Zwei Drittel entfallen auf Nicht-CO2-Effekte, wie die Bildung von Kondensstreifen und Ozon in den höheren Atmosphärenschichten. Eine Initiative des EU-Parlaments für die Berücksichtigung dieses Sachverhaltes im EU Emissionshandel gibt es. Sie ist aber noch nicht umgesetzt. Daher entlastet jede beim Fliegen eingesparte Tonne CO2 das Klima – trotz Emissionshandels – um das Doppelte! Innereuropäische Flüge als klimaneutral darzustellen, blendet wesentliche Erkenntnisse der Atmosphärenforschung aus und ist in der Öffentlichkeit das falsche Signal.

Trotzdem empfehlen wir Wambachs Buch. Anschaulich werden die Konsequenzen des europäischen Zertifkate-Handels erklärt. Das Buch regt an, die Prioritätensetzung beim Klimaschutz zu überdenken: es kann in die Irre führen, wenn wir die Bilanzgrenzen zur Erreichung von „Klimaneutralität“ zu eng stecken und nur das eigene Produkt oder Unternehmen im Blick haben. Und in Bereichen, in denen es keine aktiven Klimamärkte gibt, ist Klimaschutz besonders wirksam. Also: öfter das Auto stehen lassen und weniger Fleisch essen!