In unserem ersten Gastbeitrag, verfasst von Ulrike Häußler und Marielle Rüppel vom Team Weitblick, geht es um die Gemeinwohlökonomie.
Wir freuen uns über die Bereicherung unseres Blogs durch dieses wichtige und spannende Thema.
Inzwischen gibt es ein breites Spektrum an Leitlinien für Nachhaltigkeits-Berichterstattung, wie die Global Reporting Initiative (GRI), den Deutschen Nachhaltigkeits-Kodex (DNK) oder die EMAS-Zertifizierung mit Fokus auf Umweltmanagement. Unternehmen zeigen dadurch, dass sie Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft übernehmen.
Ein besonderes CSR-Instrument, das dabei nicht nur analytisch, sondern transformativ wirkt ist die Gemeinwohl-Bilanzierung. Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) Bewegung hat die sogenannte Gemeinwohl-Matrix entwickelt. Diese basiert auf den Werten Menschenwürde, Ökologische Nachhaltigkeit und Soziale Gerechtigkeit; Werte die das Zusammenleben in der Gesellschaft bestimmen. In jedem Themenfeld wird mit einem Punktesystem bewertet, inwieweit ein Unternehmen in den jeweiligen Berührungsgruppen die entsprechenden Werte berücksichtigt und dem Gemeinwohl dienlich ist. Die Vision: Unternehmen mit einer höheren Punktzahl sollen z.B. weniger Steuern zahlen oder bei der Vergabe öffentlicher Aufträge bevorzugt werden. Außerdem soll die Gemeinwohl-Bilanz künftig ebenso wie die Finanzbilanz verpflichtend sein.
Das Tolle daran: das Konzept der GWÖ beginnt im „Jetzt“ sich auf das „Morgen“ vorzubereiten und Unternehmen damit zukunftsfähig zu machen. Auch mit den Nachhaltigkeitszielen der UN (SDGs) stimmt sie überein, gibt allerdings eine konkretere Anleitung zur Umsetzung dieser Ziele. Schon heute arbeiten über 600 Unternehmen und Organisationen mit der Gemeinwohl-Bilanz. Dabei hat sich die Berichterstellung als hilfreiches Instrument zur Organisationsentwicklung bewiesen, da sie
- bei der Bestandsaufnahme Verbesserungspotenziale aufdeckt
- eine bessere Bindung der Mitarbeitenden bewirkt
- zu mehr Initiativbewerbungen führen kann
- für mehr Transparenz nach innen und nach außen sorgt
- ganz nebenbei zahlreiche Nachhaltigkeitspreise einbringt, wie bei den Unternehmen Vaude, Taifun Tofu oder Tischlein-Deck-Dich aus Karlsruhe.
Der Bilanzierungsprozess
Der Bilanzierungsprozess ist zwar mit Mehraufwand verbunden – lohnt sich aber langfristig! Eine wichtige Erkenntnis: es ist der Bilanzierungsprozess selbst, der wichtiger ist als die konkrete Punktzahl, die ein Unternehmen letztendlich erhält. Denn dieser Prozess schafft ein nachhaltiges Bewusstsein sowie Auseinandersetzung auf allen Ebenen, bei den Mitarbeitenden und Kund*innen ebenso wie in der Zulieferkette. Außerdem entstehen dabei Netzwerke mit gleichgesinnten Unternehmer*innen und Mitunternehmen lassen sich vielleicht auch zur Bilanzierung inspirieren.
Die Unternehmen machen dabei nur einen Teil der inzwischen internationalen zivilgesellschaftlichen GWÖ Bewegung aus. Daneben gibt es Regionalgruppen in vielen Städten, erste bilanzierte Gemeinden sowie Aktivitäten auf politischen Ebenen (unter anderem in Karlsruhe).
Weiterführende Informationen finden sie hier.