Umbau statt Neubau: Aus der ehemaligen Halle für Müllfahrzeuge ist eine neue, nachhaltige Büroarbeitswelt entstanden. 

Unternehmen stehen vor einer doppelten Herausforderung: Die Klimaziele erreichen und natürliche Ressourcen zu schonen, ist ökologisch sinnvoll. Zugleich ist ökonomisches Handeln mehr als gefordert: Bauen muss kalkulierbar und bezahlbar sein. Den drängenden Zielkonflikt zwischen ökologischem und ökonomischem Wirtschaften kann man nicht von der Hand weisen. Doch es gibt intelligente Lösungen, die beide Belange verbinden. Gerade im Bereich der Gebäudeplanung, -ausführung oder -revitalisierung bieten neue Methoden und Technologien Chancen, die für Bauherren Entscheidungen leichter machen.

Der Gebäudesektor im Fokus der Dekarbonisierung

Der Druck steigt: Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein. Das schließt den Gebäudebestand ein und betrifft nicht nur den Wohnungsbau, sondern auch Gewerbe- und Produktionsimmobilien.

Dass man die Bausubstanz in den Blick nimmt, ist auch mehr als geboten, denn, wenn man sich die Zahlen für die Bundesrepublik ansieht, erkennt man, dass Gebäude einschließlich ihrer Herstellung für etwa 40 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich sind. Etwa drei Viertel dieses immensen Fußabdrucks resultieren aus dem laufenden Betrieb, circa ein Viertel sind auf die Herstellung von Gebäuden zurückzuführen.

Die Klimaziele haben nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomische Komponente: Unternehmen, die jetzt nicht handeln, riskieren den Wert ihrer Immobilien – oder stehen plötzlich vor sogenannten „Stranded Assets“, also Vermögenswerten, die durch regulatorische oder nachfragegetriebene Anforderungen deutlich an Bedeutung verlieren. Die Dekarbonisierung des Gebäudebestands ist deshalb mehr als Klimaschutz – sie ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit.

Revitalisierung als Brücke zur Klimaneutralität

Bestandsgebäude bergen ein enormes Potenzial: Wer energetisch saniert, senkt nicht nur die Betriebskosten, sondern auch den CO2e-Ausstoß. Das beginnt bei der Gebäudehülle, geht über moderne Heiz- und Klimasysteme bis zur Nutzung regenerativer Energien. Noch wirkungsvoller stellen sich Sanierungen dar, wenn sie mithilfe von Ökobilanzen bewertet werden, bei denen CO2-Äquivalente (CO2e) frühzeitig als messbare Steuerungsgröße in den Planungsprozess integriert werden. Ein entscheidendes Werkzeug bilden in diesem Zusammenhang thermische Gebäudesimulationen, die es ermöglichen, Energieflüsse eines Gebäudes unter realitätsnahen Bedingungen zu analysieren. In der Folge können verschiedene bau- und haustechnische Gebäudevarianten bereits in frühen Projektphasen hinsichtlich ihrer ökologischen und ökonomischen Auswirkungen transparent bewertet und die vielversprechendsten Varianten weiterverfolgt werden.

Revitalisieren rechnet sich

Die Entscheidung für Revitalisieren bzw. klimaneutrales Bauen zahlt sich auch in sozialer Hinsicht aus: Die Steigerung der Anziehungskraft für Fachkräfte ist im War for Talents ein unverzichtbarer Vorteil. Menschen erwarten von ihren Arbeitgebern attraktive Arbeitswelten, sinnstiftendes Handeln und umweltorientiertes Verhalten. Damit nicht genug: Wenn im Gebäudebetrieb CO2-Emissionen sowie Energiekosten eingespart werden können, amortisieren sich bauliche Investitionen schnell und Unternehmen stellen sich rechtzeitig gut auf, um Banken, Investoren oder Regulierungsbehörden von ihrem ESG-gerechten Agieren zu überzeugen. Das stärkt auch im Wettbewerb, und auch die Berichtspflicht im Rahmen des European Green Deal kann dann getrost kommen.

Zukunft im Kreislauf – Wie zirkuläres Bauen Ressourcen schützt und Emissionen senkt

Neben der Dekarbonisierung des Gebäudebestands ist die Schonung natürlicher Ressourcen ein weiterer zentraler Pfeiler eines zukunftsfähigen Handelns. Nicht zuletzt die Bau- und Immobilienwirtschaft selbst als besonders ressourcenintensiver Sektor hat hier eine Verpflichtung. So gewinnen zirkuläre Bauweisen enorm an Bedeutung –gerade auch aufgrund des weltweit steigenden Ressourcenverbrauchs, der auf eine wachsende Weltbevölkerung und zunehmende Lebensstandards zurückzuführen ist.

Zirkuläres Bauen bietet in diesem Kontext einen zukunftsweisenden Lösungsansatz. Die Wiederverwendung von Materialien, die Verlängerung von Lebenszyklen und die sortenreine Rückbaufähigkeit von Bauteilen ermöglichen es, unseren Ressourcenverbrauch signifikant zu reduzieren. Bestehende Strukturen werden nicht als Altlast, sondern als Potenzial begriffen – und in neue Nutzungskonzepte überführt. Das spart nicht nur Primärrohstoffe, sondern verringert insbesondere in Zeiten geopolitischer Instabilität die Abhängigkeit von Lieferketten und wirkt sich positiv auf das Klima, auf Baukosten und -zeiten aus.

Die „Mall of BR“: Ein Leuchtturm für zirkuläres Denken

Ein konkretes Beispiel dafür, wie sich zirkuläres Bauen im Zuge einer Revitalisierung in der Praxis realisieren lässt, ist die „Mall of BR“ in Berlin. Ursprünglich als Fahrzeughalle in den 1960er-Jahren erbaut, wurde das Gebäude im Auftrag von Berlin Recycling – einer Tochter der Berliner Stadtreinigung – durch Vollack zu einer modernen, nachhaltigen Büroarbeitswelt transformiert.

Das Bestandsgebäude von Berlin Recycling vor der Revitalisierung durch Vollack
Das Bestandsgebäude von Berlin Recycling vor der Revitalisierung durch Vollack

Nach dem Prinzip „Erhalten, was erhalten werden kann“ blieb bei der Revitalisierung das Stahltragwerk, die hölzernen Dachpfetten, die gemauerten Kalksteinwände und die Bodenplatte erhalten. Die neue Fassade besteht aus Holz und Metall: Das Tragwerk wurde nach innen verlegt und mit vorgefertigten Holzständerelementen umschlossen. Eine Stehfalzblechfassade und heimische Lärche setzen moderne architektonische Akzente. Gedämmt wurde mit Zellulose aus Altpapier – ein Material, das Berlin Recycling selbst sammelt. Ergänzend wurden Anbauten als auskragende Kuben integriert und die alten Hallentore durch großzügige Fenster ersetzt. Innen blieb das historische Tragwerk sichtbar und prägt mit offenen Raumstrukturen den Industriecharme der modernen Arbeitswelt. Auch beim Ausbau lag der Fokus auf Wiederverwendung: zum Einsatz kamen Teppichböden aus recyceltem Polyamid, Möbel mit PET-Schallabsorbern, Terrazzoböden mit Recyclinganteil sowie dekorative Leuchten aus alten Vogelkäfigen und Badmintonschlägern.

Umbau statt Neubau: Aus der ehemaligen Halle für Müllfahrzeuge ist eine neue, nachhaltige Büroarbeitswelt entstanden. 
Umbau statt Neubau: Aus der ehemaligen Halle für Müllfahrzeuge ist eine neue, nachhaltige Büroarbeitswelt entstanden. 

Das Energiekonzept folgt dem ganzheitlich nachhaltigen Ansatz: Eine Photovoltaikanlage erzeugt regenerativen Strom, während Erdwärmepumpe und Blockheizkraftwerk für eine effiziente Wärmeversorgung stehen. Ergänzt wird das Konzept durch eine natürliche Lüftung und intelligente Beleuchtung. Das Ergebnis ist ein Gebäude, das nicht nur ökologisch überzeugt, sondern auch durch offene Raumstrukturen und hohe Aufenthaltsqualität als attraktive Arbeitgebermarke wirkt.

Übrigens: Berlin Recycling und Vollack werden die „Mall of BR“ auf der Hauptbühne beim FairDay25 am 7. Oktober 2025 in Karlsruhe vorstellen.

Fazit: Heute an morgen denken – Gebäude enkelfähig machen

Die Anforderungen an Gebäude verändern sich – und mit ihnen die Erwartungen von Investoren, Mitarbeitenden und Gesetzgebern. Wer heute handelt, schafft Werte für morgen. Wer wartet, riskiert hohe Nachrüstkosten, Nutzungsprobleme oder sogar den vollständigen Wertverlust seiner Immobilie.

Welche Chancen sich aus dieser Entwicklung für Unternehmen ergeben und wie sie gezielt genutzt werden können, steht im Mittelpunkt des nächsten „Abends der Fairantwortung“. Unter dem Titel „Impulse für einen zukunftsfähigen Mittelstand“ laden Fairantwortung und die Vollack Gruppe am 21. Mai ab 16:30 Uhr in das FORUM 1, Am Heegwald 26, in Karlsruhe ein. Die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Informationen sowie die Anmeldung findet Ihr im Event in unserem Veranstaltungskalender.

Autoren: Klaus Teizer (Geschäftsführer) & Dominic Piller (Assistenz der technischen Geschäftsführung) bei Vollack