Die Anforderungen an Unternehmen steigen: Regulatorische Vorgaben wie die CSRD, wachsende Erwartungen von Kunden und Investoren sowie eigene Klimaziele verlangen danach, CO2-Emissionen in der Lieferkette zu erfassen und aktiv zu reduzieren. Kein leichtes Unterfangen – denn rund 90 % der Emissionen entstehen typischerweise nicht im Unternehmen selbst, sondern bei Lieferant*innen, Logistikpartner*innen oder in der Nutzungs- und Recyclingphase von Produkten. Josepha Niebelschütz, Growth Marketing Lead bei unserem Partner ClimateChoice hat für uns zusammengefasst, worauf es bei der Dekarbonisierung in Scope 3 ankommt.
Die Herausforderung: Scope 3 als blinder Fleck
Scope 3-Emissionen gelten oft als „blinder Fleck“ in der Klimabilanz. Warum? Zum Scope 3 zählen alle indirekten Emissionen in der Lieferkette des Unternehmens. Unternehmen sind deswegen auf externe Partner*innen angewiesen sind, um überhaupt an die relevanten Daten zu kommen. Zudem fehlt häufig die Integration von Klimazielen in bestehende Beschaffungs- und Produktionsprozesse. Die Folge: unzureichende Datengrundlagen, fehlende Steuerbarkeit und Unsicherheit bei der Priorisierung von Dekarbonisierungsmaßnahmen.
Die Chance: Dekarbonisierung als Business Case verstehen
Führende Unternehmen zeigen: Wer Scope 3 richtig anpackt, kann nicht nur Emissionen reduzieren, sondern auch wirtschaftliche Vorteile erzielen. Dazu zählen Effizienzgewinne, Innovationspotenziale, Risikominimierung sowie ein erhöhter Markenwert durch transparente Nachhaltigkeitsstrategien.
Best Practice: Bosch integriert Klimadaten in Beschaffung
Bosch hat früh erkannt, dass die Einbindung von Lieferanten entscheidend für erfolgreiche Scope 3-Reduktion ist. Das Unternehmen hat über 900 Lieferant*innen für SBTi-konforme Klimaziele gewonnen und integriert Product Carbon Footprints (CO2-Fußabdruck von Produkten) in Beschaffungsentscheidungen. Entscheidend war hier vor allem: Nicht auf perfekte Daten warten, sondern mit verfügbaren Informationen starten und kontinuierlich verbessern.
Erfolgsfaktoren bei Bosch:
- 66 % des Einkaufsvolumens mit CO2-Daten unterlegt
- 27 % Scope-3-Reduktion seit 2018
- Trainings für Lieferant*innen und interne Teams
- Klimaziele als fester Bestandteil im Einkauf
Praxisbeispiel Lenovo: Kollaboration als Hebel
Lenovo setzt auf das Lenovo 360 Circle Programm, um Downstream-Partner*innen wie Reseller und Endkund*innen in die Klimaziele einzubinden. Durch Benchmarking, datengestützte Feedbackschleifen und individuelle Aktionspläne wird eine gemeinsame Grundlage geschaffen, um Scope 3-Emissionen zu reduzieren. Grundlage dafür: Die Climate Intelligence Platform von ClimateChoice, die Transparenz schafft und gezielte Maßnahmen ableitet.
Erfolgsfaktoren:
- Sichere Sammlung von Primärdaten
- Vergleichbarkeit durch Benchmarking
- Gemeinsam aufgesetzte und passende Aktionspläne zur Emissionsreduktion
- Feedback und Unterstützung für alle Partner*innen
Praktischer Ansatz: Der 4-Schritte-Fahrplan
Basierend auf der Arbeit von ClimateChoice und den Erkenntnissen aus dem Scope 3 Action Group Programm, an dem bereits über 40 führende Unternehmen teilgenommen haben, lassen sich 4 einfache Schritte auf dem Weg zur Lieferkettendekarbonisierung ableiten:
- Internes Buy-In sichern: Klimaziele als strategisches Unternehmensziel verankern
- Lieferant*innen segmentieren: Nach Emissionsintensität, Relevanz und Reifegrad priorisieren
- Partnerschaftlich engagieren: Erwartungen klar kommunizieren, Unterstützung anbieten, Erfolge feiern
- Emissionen reduzieren: Klimadaten kontinuierlich nutzen, Fortschritte messen, gemeinsam verbessern
Fazit: Klimaziele brauchen Lieferkette
Die Dekarbonisierung von Scope 3 ist eine der größten Herausforderungen – und zugleich eine der größten Chancen. Unternehmen, die frühzeitig handeln, schaffen Transparenz, stärken Partnerschaften und sichern sich Wettbewerbsvorteile in einem zunehmend klimabewussten Markt. Entscheidend ist, dass Dekarbonisierung nicht als isoliertes Nachhaltigkeitsprojekt verstanden wird, sondern als integraler Bestandteil unternehmerischen Handelns. Der Climate Transformation Summit (#CTS2025) bringt am 4. und 5. Juni 2025 in Berlin 100 Entscheidungsträger*innen aus Beschaffung und Nachhaltigkeit zusammen. Im Mittelpunkt stehen praxiserprobte Lösungen zur Scope 3-Dekarbonisierung.
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Autorin: Josepha Niebelschütz, Growth Marketing Lead bei ClimateChoice