Wir Menschen greifen durch unser Handeln und Wirtschaften ständig in unsere Umwelt ein. Im Angesicht verschiedener Biodiversitätskrisen wie Artensterben, Bodenerosion oder Luftverschmutzung liegt es an den Unternehmen, Verantwortung zu übernehmen. Fairantworter Michael Watson, Mitgründer und CEO von Bee Friendly, führt uns in das Thema Biodiversität in der Corporate Sustainability Reporting Directive ein. Besonders freut uns, dass sie auch gleich eine Lösung anbieten. Getreu dem Motto: Reden ist Silber, handeln ist Gold!
Biodiversität in der CSRD
Biodiversität ist die Grundlage unseres Lebens. Dank ihr funktionieren essenzielle Ökosystemdienstleistungen, die unter anderem saubere Luft, fruchtbare Böden und reiche Ernten ermöglichen. Umso wichtiger ist es, den Überblick über den Zustand unserer Biodiversität und Ökosysteme zu behalten, damit wir eingreifen können, falls die Natur diese überlebenswichtigen Aufgaben nicht mehr erfüllt. Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist es notwendig, Ökosysteme zu beobachten und zu verstehen. Nur wenn wir Trends erkennen und Vorhersagen treffen, können wir unser Handeln rechtzeitig anpassen, damit die Welt für alle lebenswert bleibt.
Die Europäische Union (EU) hat diese Verantwortung im Jahr 2022 gesetzlich verankert. Seit der Verabschiedung der Richtlinie (EU) 2022/2464 – besser bekannt als Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) – sind Unternehmen verpflichtet, jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Dieser standardisierte CSRD-Bericht soll für mehr Verantwortung sorgen und Transparenz bei Themen wie Umwelt, Soziales und Unternehmensführung schaffen.
Gerade beim Thema „Biodiversität und Ökosysteme“ müssen Unternehmen tätig werden. Dies sollte jedoch nicht nur als regulatorische Pflicht gesehen werden, sondern vielmehr als Chance, die Verbindung zwischen Mensch und Natur am eigenen Standort zu stärken.
Herausforderung: Was gehört eigentlich in den Biodiversitätsbericht?
Die Biodiversität steckt in einer ernsten Krise. Wir befinden uns inmitten eines noch nie zuvor dagewesenes Artensterbens, was durch uns Menschen verursacht wurde: Lebensraumzerstörung, das Einschleppen invasiver Arten und Umweltverschmutzung sind nur einige der Gründe. Die Folgen sind deutlich: Wir verlieren Natur und wichtige Ökosystemdienstleistungen wie Bestäubung, Nährstoffkreisläufe oder die Reinigung von Luft und Wasser.
Die Prognosen sind alarmierend, sollten die Biodiversitätskrise ungebremst fortbestehen. Das Weltwirtschaftsforum schätzt, dass etwa die Hälfte des weltweiten BIP – circa 44 Billionen Dollar – direkt von der Natur abhängt. Die Wissenschaft warnt schon lange, dass ohne eine grundlegende Wende die Biodiversitätskrise letztlich auch die Weltwirtschaft in die Insolvenz treiben könnte.
Im Jahr 2022 fanden diese Warnungen endlich Eingang in die Politik – in Form der Richtlinie (EU) 2022/2464 (CSRD). Diese legt fest, dass Unternehmen nicht nur finanzielle, sondern auch nichtfinanzielle Kennzahlen zu Umwelt, Soziales und Unternehmensführung offenlegen müssen. Der Gesetzgeber und die Öffentlichkeit sollen dabei erfahren, wie sich die Geschäftsaktivitäten eines Unternehmens auf die Umwelt auswirken – und umgekehrt, wie Umweltphänomene wie Klimawandel und Biodiversitätsverlust die Geschäftsaktivitäten beeinflussen. Kurz: Es soll gezeigt werden, ob ein Unternehmen zukunftsfähig ist.
Wie, wo und was letztlich im CSRD-Bericht stehen muss, wird in den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) geregelt. Das Kapitel ESRS E4 (Biodiversity and Ecosystems) gibt vor, wie ein Biodiversitätsbericht auszugestalten ist und welche Kennzahlen er enthalten sollte. Im Wesentlichen verlangt ESRS E4, dass Unternehmen Auskunft über einen Transition Plan, Policies, Actions, Targets, Impact Metrics und Financial Effects geben. Der Kern: Unternehmen sollen transparente Informationen über ihren Einfluss auf Arten, Ökosysteme und Ökosystemdienstleistungen liefern sowie eine Biodiversitätsstrategie vorweisen, die beschreibt, wie negative Auswirkungen bis 2030 gestoppt und bis 2050 sogar ins Positive gedreht werden können.
Für diese Berichterstattung brauchen Unternehmen standortspezifische Daten: von statischen Faktoren (z.B. Liegt unser Standort in einer Key Biodiversity Area? Oder: Wie viel Fläche ist versiegelt?) bis hin zu dynamischen Informationen (z.B. Welche gefährdeten Arten leben auf unserem Standort? Gibt es invasive Arten? Wie steht es um Bestäuber und Nützlinge?). Bisher war die Erhebung solcher Daten oft zeit- und kostenintensiv, da externe Gutachter*innen Proben entnehmen und diese im Labor auswerten mussten. Schlechte Witterungsbedingungen konnten zudem die Ergebnisse verfälschen.
Der Insector: Ein Bottom-up-Ansatz für das Monitoring und Reporting von Biodiversität
Die vielfältigen Aspekte der Biodiversität in aussagekräftigen Zahlen abzubilden, ist eine Herausforderung. Um die „Gesundheit“ eines Ökosystems realistisch einschätzen zu können, müssten unzählige Daten erhoben und korreliert werden. Ein gezieltes Monitoring sogenannter Bioindikatoren kann hier Abhilfe schaffen. Viele Insektenarten sind Bioindikatoren, deren Auftreten – oder Ausbleiben – wichtige Hinweise auf das umliegende Ökosystem liefert.
Insekten bilden das Fundament unserer Ökosysteme: Sie bestäuben Pflanzen, dienen anderen Tieren als Nahrungsquelle und recyceln Nährstoffe. Genau deshalb sind sie ideale Indikatortiere, um Rückschlüsse auf Gesundheit oder Störungen in Ökosystemen zu ziehen.

Der Insector von Bee friendly ist ein Biodiversitäts-Monitoringsystem, das gezielt auf diese Indikatorinsekten setzt. Er misst Trends und Populationsschwankungen, um so den Zustand des Ökosystems am Unternehmensstandort zu erfassen. Dabei fokussiert sich der Insector auf CSRD-relevante Kenngrößen wie Artenreichtum (Abundanz), Artenvielfalt (Diversität), gefährdete und invasive Arten sowie ein Nützlings- und Schädlingsmonitoring.
Durch den Insector wird die Wirksamkeit von Naturschutzmaßnahmen messbar. So lässt sich z.B. prüfen, ob eine Dach- oder Fassadenbegrünung tatsächlich die Biodiversität fördert. Bei unzureichendem Effekt können gezielt Nachbesserungen erfolgen, etwa bei der Pflanzenwahl oder Pflegeintervallen.
Wie funktioniert der Insector?
Der Insector ist ein IoT-Device, das direkt auf dem Unternehmensgelände installiert wird. Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden ist er non-invasiv, es kommen also keine Totfallen zum Einsatz. Stattdessen basiert der Insector auf Kameratechnologie und Deep-Learning-Algorithmen, um Insekten verlässlich zu erkennen und zu klassifizieren. Er läuft autark und wird von einer Solarzelle mit Strom versorgt, sodass er von März bis Oktober durchgehend Daten liefert.
Insekten werden von Material und Farbe der Anflugplatte angelockt, auf die die Kamera gerichtet ist. Sobald ein Insekt dort landet, erhält es per Objekterkennung eine eindeutige Tracking-ID. Während das Insekt verweilt, werden Fotos erstellt und an unseren Server geschickt, wo eine Klassifizierung erfolgt.
Nach der Datenerfassung folgt die Auswertung, eingebettet in den Kontext des jeweiligen Standorts und gemäß den Richtlinien von ESRS E4. Dabei berücksichtigen wir auch internationale Regelwerke wie das Kunming-Montreal Biodiversity Framework, die EU Biodiversity Strategy 2030 und die EU Pollinator Strategy. Standortbezogene Faktoren wie die Nähe zu Key Biodiversity Areas oder NATURA2000-Gebieten fließen ebenfalls ein, um aussagekräftige Aussagen über die Konnektivität von Biotopen treffen zu können. Werden beispielsweise gefährdete Arten aus einem benachbarten NATURA2000-Gebiet auf dem Firmengelände nachgewiesen, kann der Unternehmensstandort als wertvoller Trittsteinbiotop gelten, was sich positiv auf die Biodiversitätsbilanz auswirkt.
Wie hilft uns der Insector?
Der Insector liefert alle Kennzahlen, Metriken und Empfehlungen, die für den Biodiversitäts-Nachhaltigkeitsbericht relevant sind – insbesondere im Hinblick auf ESRS E4. Das Ziel ist, Euch das Leben zu erleichtern, indem relevante Informationen automatisch bereitgestellt werden. Darüber hinaus erhaltet Ihr nützliches Material wie Insektensteckbriefe oder Textbausteine für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Die Ergebnisse werden Euch regelmäßig in Form von Reports zur Verfügung gestellt, die genau dem Aufbau von ESRS E4 folgen. Ihr könnt die relevanten Passagen direkt für den CSRD-Bericht übernehmen. Im ersten Teil des Reports wird die erhobenen Insektendaten und erste Rückschlüsse zum Zustand der Biodiversität an Eurem Standort präsentiert.
Im zweiten Teil interpretieren wir diese Daten unter CSRD-Gesichtspunkten, sodass Ihr konkrete Empfehlungen für folgende Bereiche erhaltet:
- Material Impacts, Risks, and Opportunities
- Recommended Policies, Actions, and Resources
- Metrics and Targets
- Financial Effects
Neben den standortspezifischen Analysen liefern wir Euch Handlungsempfehlungen und strategische Unterstützung, damit Ihr realistische Ziele in Eurer Biodiversitätsstrategie setzen und auch erreichen könnt.
Nächste Schritte
Wer Biodiversität schützen will, muss sich zuerst einen Überblick verschaffen: Welche Arten leben an unserem Standort? Wie viele Individuen zählen zu den jeweiligen Arten? Sind auch Arten dabei, die dort eigentlich nicht hingehören? Genau hier setzt der Insector an: Ein Plug-and-Play-Monitoringsystem, das Euch CSRD-relevante Reports liefert.
Mit dem Insector könnt Ihr faktenbasierte Aussagen über die Biodiversität an Eurem Unternehmensstandort treffen. Sowohl Euer CSRD-Reporting als auch Eure Nachhaltigkeitskommunikation stehen damit auf einer soliden Basis. Biodiversität wird so nicht zur bürokratischen Last, sondern zu einer echten Chance, Mensch und Natur gezielt zusammenzubringen.
Autor: Michael Watson, Co-Founder & CEO vom Fairantwortung-Unternehmen Bee friendly UG